Deutsche Produktion dominiert XVIII. Filmfestival „Listapad“
Auf der Abschlusszeremonie des XVIII. Internationalen Filmfestivals „Listapad“ in Minsk wurde das deutsche Historiendrama „POLL“ (Regie: Chris Kraus) mit dem Publikumspreis „Listapad Bronze Audience Award“, dem Preis der Stadt Minsk für den „Besten Film“ sowie dem Preis des Hauptsponsors Belaruskali ebenfalls für den „Besten Film“ geehrt.
Zwei Tage nach dem Bambi für Jeanette Hains Darstellung als Gutsherrin in dem bereits vielfach prämierten Weltkriegsepos (u.a. vier Deutsche Filmpreise 2011) setzte sich damit der künstlerische Erfolg der Kordes & Kordes-Produktion fort.
Das Internationale Filmfestival „Listapad“, neben Moskau, Tallinn und Kiew das wichtigste Filmfest auf dem Gebiet der ehemaligen Sowjetunion, präsentiert in seinem hochkarätigen Wettbewerb ausschließlich Beiträge, die in Osteuropa produziert wurden oder deren Handlung dort spielt. Neben „POLL“ wurden der russische Cannes-Beitrag „THE HUNTER“ (Regie: Bakur Bakuradze) mit dem „Grand Prix Listapad Gold Award“ und das serbische Drama „WIDE-WIDE WORLD“ (Regie: Oleg Novkovic) mit dem „Listapad Silver Award“ ausgezeichnet.
Niemand Geringeres als die Oscar-Preisträgerin Gwyneth Paltrow („Shakespeare in Love“) zeichnete am gestrigen Donnerstag die Schauspielerin Jeanette Hain vor einem TV-Millionenpublikum für ihre sensationelle darstellerische Leistung als „Zicke und Grande Dame“ in dem deutschen Historiendrama „POLL“ mit dem Bambi 2011 als „Beste Darstellerin National“ aus. Der Medienpreis BAMBI, 1948 ins Leben gerufen und mittlerweile durch Hubert Burda Media vergeben, gilt in europäischem Maßstab als einer der wichtigsten Auszeichnungen im Entertainment-Bereich. Neben Jeanette Hain wurden auch Lady Gaga, Justin Bieber, Helmut Schmidt und Matthias Brandt als „Bester Darsteller National“ ausgezeichnet. Richy Müller war für seine schauspielerische Leistung in „POLL“ ebenfalls nominiert worden.
Alle Hauptdarsteller des Historiendramas „POLL“ (Regie: Chris Kraus), das die Liebesgeschichte der deutschbaltischen Dichterin Oda Schaefer im Jahr 1914 in Estland umkreist, sind somit inzwischen ausgezeichnet worden: Neben Jeanette Hain erhielt die jugendliche Hauptdarstellerin Paula Beer als bisher jüngste aller Preisträgerinnen den „Bayerischen Filmpreis 2011“. Ebenfalls mit dem Bayerischen Filmpreis wurde Edgar Selge für seine Darstellung eines fanatischen Hirnanthropolgen gewürdigt. Richy Müller als Gutsverwalter erhielt den Deutschen Filmpreis 2011 als Bester Nebendarsteller.
Die Jury des BAMBI 2011 ehrte Jeanette Hain, die neben Katja Riemann und Katja Flint nominiert war, mit folgender Begründung: „Sie zieht eine emotionale Sicherheitszone um sich und wahrt bis zuletzt ihr Geheimnis. Als Zuschauer glaubt man zu spüren, wie viel Spaß sie dabei hatte.“
Die DVD „POLL“ ist seit 16. Oktober im Handel erhältlich.
Auf dem 15. Europäischen Filmfestival in Bukarest wurde POLL mit dem Hauptpreis (Publikumspreis) als Bester Film ausgezeichnet!
POLL wurde beim Deutschen Filmpreis 2011 mit vier Lolas ausgezeichnet und damit zum meistprämierten Film des Abends:
Richy Müller (Bester Schauspieler in einer Nebenrolle)
Daniela Knapp (Beste Kamera)
Gioia Raspé (bestes Kostümbild)
Silke Buhr (Bestes Szenenbild).
Videos, Fotos und weitere Informationen unter www.deutscher-filmpreis.de !
Den Preis für den besten Darsteller erhält Edgar Selge für seine Rolle in „Poll“.
Begründung der Jury:
Leichen zu mögen - ja geradezu eine morbide Phantasie für das Böse im Menschen zu entwickeln, ist nicht jedermanns Sache. Aber in Chris Kraus‘ Film „Poll“ dürfen wir Edgar Selge als baltischem Gutsherrn Ebbo von Siering bei seiner Lust am Sezieren, Zerlegen und Einlegen so schonungslos zuschauen, dass wir zwischen Entsetzen und Faszination hin- und hergerissen sind. Denn Edgar Selge spielt diese Figur nicht nur mit perfekten handwerklichen Mitteln. Er durchdringt diesen Ebbo von Siering bis hinein in die Tiefenschichten eines Menschen im Extremen. Dabei begegnet uns stets auch ein Verzweifelter: vor Eifersucht, Ehrgeiz und Einsamkeit. Und in all dieser Anti-Kraft blitzen immer wieder Momente von Zärtlichkeit und Liebe für seine Tochter Oda auf. Das alles ist grandiose Schauspielkunst!
Der Preis für die beste Nachwuchsdarstellerin wird verliehen an Paula Beer für ihre Rolle in dem Film „Poll“.
Begründung der Jury:
Paula Beer ist mit ihrer ersten Rolle in „Poll“ von Chris Kraus die Entdeckung dieses Kinojahrs. Mit großer Ernsthaftigkeit, Natürlichkeit, Leidenschaft und einer wunderbaren Ausstrahlung spielt sie die Schriftstellerin Oda Schaefer als 14jähriges Mädchen. Auf dem Gut ihres Vaters im Baltikum versteckt und pflegt sie einen verwundeten estnischen Anarchisten und lernt von ihm die Grundzüge literarischen Erzählens. Die eindringliche Darstellung ihrer zarten Gefühle zu diesem Mann, ihres kindlichen Sehnens nach Abenteuer und Gefahr, nach Leidenschaft und Romantik verzaubern den Zuschauer und machen neugierig auf die schauspielerische Entwicklung von Paula Beer.
Den Preis für das beste Szenenbild bekommt Silke Buhr für ihre Rolle in „Poll“.
Begründung der Jury:
Silke Buhr ist nicht nur eine begnadete Gestalterin von Orten, Räumen und Bildern, sondern eine Virtuosin zwischen dem Denkbaren, Möglichen und Wirklichen. Das Gut Poll, das sie für den gleichnamigen Film von Chris Kraus in Estland entworfen und gebaut hat, verbindet historisch gelebte Räume mit Phantasieorten, die fast zeitlos und ein wenig aus der Welt gefallen wirken. Das „Haus im Meer" drückt auf anmutig-melancholische Weise die Schönheit und zugleich Vergänglichkeit der untergegangenen Epoche vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs aus. Dafür hat Silke Buhr Materialien aus aller Welt zusammengetragen und damit eine ganz eigene Atmosphäre - verstärkt durch Farben und spezielle Formen - für uns, die Zuschauer, erschaffen. Dass unser Hier und Jetzt schon morgen nur noch als Erinnerung in uns lebt, dafür haben Silke Buhr und ihr Team nie da gewesene Orte für das Kino neu entdeckt.
Tallinn Black Nights Film Festival – Beste Regie.
Jurybegründung: „Wegen der exzellenten Qualität der Schauspielerführung, der bemerkenswerten kinematographischen Leistung und der interessanten Art des Geschichtenerzählens”.
Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW): Prädikat Besonders wertvoll. „Chris Kraus liefert mit diesem historischen Epos ein beeindruckendes Sittengemälde rund um die Figur der Dichterin Oda Schäfer, die eine der bekanntesten Dichterinnen ihrer Zeit war. Die Kameraarbeit von Daniela Knapp ist herausragend und setzt das imposante Dekor auf eine schon fast malerische Art in Szene. Die junge Darstellerin der Oda, Paula Beer, ist eine wahre Entdeckung und spielt natürlich und mitreißend. Beigeordnete Handlungsstränge ergänzen den zentralen Konflikt rund um die Hauptfigur und werden durch eine stringent durchdachte Dramaturgie gekonnt miteinander verflochten. Eine mutig inszenierte zwischenmenschliche Tragödie von großer künstlerischer Kraft.“ (Ausführliche Begründung und Filmempfehlung als Download unter http://www.fbw-filmbewertung.com/film/poll)
Jurybegründung:
POLL ist ein Film, dessen imaginative Energie die Jury in einen Rausch versetzt hat. Wechselweise romantisch, heroisch, lustig, grotesk und zärtlich entwickelt POLL die Vision einer Welt, die im Angesicht ihres drohenden Untergangs kollabiert. Der Film ist narrativ und dramatisch und zeigt uns jenseits aller visuellen Kraft, wozu die Filmkunst fähig ist, wenn sie in den Händen eines wahren und inspirierten Künstlers liegt.
Jurybegründung:
Der Soundtrack von POLL - immer in perfektem Einkang stehend mit der Expressivität des Filmes - besitzt eine unbezweifelbare Originalität, vor allem durch die Kompositionen von Annette Focks, die durch einen schmerzlichen und berührenden Ton geprägt sind. Die folkloristischen Zitate sind treffend, und unvergesslich ist der Kontrast zwischen Franz Schuberts Lied und Quintett “Die Forelle” und der explosiven familiären und politischen Gewalt, die durch diese berückende Musik umkreist wird.
Internationale Filmfestspiele Biberach: Bester Film. »Die Jury war tief beeindruckt von der außergewöhnlichen Qualität des Drehbuchs, von den brillanten Dialogen, von der Kraft der Bilder, von der Dynamik der Montage, von der Qualität der Musik und der Intensität der schauspielerischen Leistungen, insbesondere der traumwandlerischen Sicherheit und Wahrhaftigkeit der jungen Hauptdarstellerin.“ (Jurybegründung)
Die Uraufführung von Poll fand auf dem Toronto International Film Festival statt, neben Cannes, Berlin und Venedig eines der bedeutendsten Filmfestivals der Welt. In den beiden Hauptreihen GALA und SPECIAL PRESENTATION werden keine Preise vergeben.
Edgar Selge, Tambet Tuisk, Chris Kraus, Meike Kordes, Paula Beer (v.l. n.r.) bedanken sich auf der Bühne für die Standing Ovations des Publikums. (Foto: Bavaria)